Erklärung zur Änderung eines Satzes des Artikels manipulationsfreie Kommunikation

Ich denke, es war dieser Satz (Frauchen lernt, ihren eigenen Raum für sich in Anspruch zu nehmen.), der gestern in einer Gruppe einen ordentlichen Shitstorm ausgelöst hat. Im nachhinein kann ich zumindest nachvollziehen, dass er bei manchen komische Assoziationen auslösen kann. Dennoch, wie das gelaufen ist, entspricht nicht meinen Ansprüchen an Kritik. Sorry, aber wer es nötig hat, Worte zu verdrehen und blind falsche Behauptungen in der Welt zu verteilen, ohne sich informiert zu haben, manche ohne den Artikel gelesen zu haben (was man dank der heutigen Technik ganz gut nachvollziehen kann, was ich im Normalfall gar nicht tue…) und wer Antworten auf provokante Fragen einfach wiederum verdreht und in eine Unterstellung umwandelt, der disqualifiziert sich selber. Es ist dennoch interessant, wie unsozial “soziale Netzwerke” sein können.

Ich gehe davon aus, dass die Missverständlichkeit so groß nicht sein kann, da dies der einzige Ort war, an dem das so passiert ist. Scheinbar sind sich auch alle anderen darüber bewußt, das es sich um eine Zusammenfassung des falls handelt. Hätte ich das anders gewollt, hätte ich ein Buch schreiben müssen.

Wer mich kennt, weiß, dass ich weit davon entfernt bin Hunde zu deckeln, dass ich weit davon entfernt bin aus ihnen abhängige Sklaven zu machen und dass ich weder mit sozialer Verunsicherung, geschweige denn über soziale Isolation – Vorwurf “Hundewelten”mit denen ich noch nie etwas zu tun hatte und das auch nicht wollen würde- arbeite.

Auch ärgert mich in diesem Zusammenhang, dass viele Begriffe derartig abgegriffen und missbraucht wurden, das es nicht ganz leicht ist, immer die richtigen Worte zu finden, ohne das irgendwo eine unschöne Assoziation auftauchen kann, aber ich kann mich nur bemühen, ändern kann ich das nicht.

Einer der nächsten Artikel, wird genau diesen Punkt behandeln, was in meiner Arbeit “Raum einnehmen” bedeutet. Können wir das als Menschen, müssen wir in aller Regel die Hunde nicht dafür kritisieren, dass sie unsere Individualdistanz unterschreiten.

Manipulationsfreie Kommunikation

Manipulationsfreie Kommunikation

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Alle Hunde auf den Bildern zu diesem Beitrag, sind nicht die im Beitrag beschriebenen.

Es wurde gefragt, was genau unter “manipulationsfreier Kommunikation” zu verstehen sei, deshalb möchte ich es an einem Fallbeispiel erklären.

Folgende Situation: Im Haushalt leben 2 Menschen und 2 Hunde. Einer der Hunde attackiert Besucher beim Betreten der Wohnung und auch sonst bei jeder Bewegung durch die Wohnung. Der Hund ist kurz davor, dir letzte Hemmschwelle zu überwinden und Menschen zu verletzen. Er hat gar keine Idee, wie man anders mit Besuch umgehen könnte. Die Analyse des Verhaltens ergibt Angstaggression und Überforderung.

Die Versuche der Menschen, ihn anzusprechen, abzurufen, auf den Platz zu schicken etc. erreichen den Hund nicht. Das Nervensystem gerät in einen Ausnahmezustand, in dem “Denken” nicht mehr funtioniert.

Den 2. Hund im Haushalt macht das eher nervös, obwohl er eindeutig der Souveränere ist. Er fängt dann an zu bellen und versucht Hund 1 vom Besuch fernzuhalten. Darüber beginnen die Hunde sich gegenseitig zu maßregeln. Alles bleibt einigermaßen im grünen Bereich, ist aber stressbeladen für alle Beteiligten. Hund 2 kommt mit seinen Beruhigungsversuchen und Maßregelungen nicht durch, wirkt frustriert. In manchen Situationen bellt er dann auch mal den Besuch an, bleibt aber auf Abstand. Sein Verhalten wirkt eher wie eine Beschwerde. Der Besuch stellt ihn vor eine innerartliche Aufgabe, die er alleine nicht lösen kann.

In dieser individuellen Konstellation ist es so, dass es gut für Hund 1 wäre, sich an Hund 2 zu orientieren. Dieser kann ihm Sicherheit geben, aber er kann das Vertrauen genauso wenig erzwingen, wie der Mensch.

Trotzdem ist das eine ausgezeichnete Voraussetzung, die nicht in jeder Hundegemeinschaft gegeben ist. Hund 2 wird also in das weitere Vorgehen mit einbezogen.

Frauchen lernt, ihren eigenen Raum für sich in Anspruch zu nehmen. (Satz wg. Missverständlichkeit geändert. Erklärung siehe unten.) Frauchen lernte, sich über ihren eigenen Raum, ihre eigene Individualdistanz bewußt zu werden.Dazu brauchen wir die Hunde nicht. Das ist eine Übung nur ganz allein für den Menschen. Es sensibilisiert das Gefühl für die eigene Individualdistanz.

Ein weiterer Ansatz ist, Hund 2 zu unterstützen in seinen Bemühungen Hund 1 zu beruhigen.

In der Praxis habe ich folgendermaßen mit der Halterin und beiden Hunden gearbeitet:

Ich bin echter Besuch und bekomme auch das volle “Programm” geliefert. Frauchen wird nun verbal von mir darin unterstützt, sich so zu positionieren, dass sie selbst näher bei mir steht, als Hund 1. Hund 2 darf frei agieren. Wird das von Hund 1 unterlaufen, schiebt sie sich dazwischen und verändert damit wieder aktiv die Konstellation.

Die ersten 5 Minuten ist sie ganz schön in Bewegung. Wir unterhalten uns dabei einfach weiter. Der Fokus ist so wenig wie möglich auf den Hunden. Keine Maßregelung, kein körpersprachliches Blocken, kein Clicker, kein Leckerchen. Lediglich die innere Einstellung mit Hund 2 “an einem Strang zu ziehen” und selbst den Besuch “in Anspruch” zu nehmen, wurde vor der beschriebenen Situation erarbeitet. Wichtig ist die rein räumliche, jedoch Hund 1 gegenüber weitestgehend passive Positionierung.

Nach ca. 5 Minuten beginnt Hund 1 zu überlegen. Er vergrößert den Abstand von sich aus, steht und denkt und denkt und steht. Ich bewege mich ein bisschen, langsam aber ungezwungen. Nach weiteren ca. 5 Minuten zieht sich Hund 1 etwas weiter ins Zimmer zurück. Frauchen geht einmal hin und bestätigt diese Entscheidung positiv mit einer Sozialgeste. Irgendwann haben wir die Hunde fast vergessen. Hund 2 liegt inzwischen zufrieden zwischen Hund 1 und uns. Nach einer Viertelstunde liegt Hund 1 in seinem Körbchen und nach 20 Minuten sind die Augen zu, die Körperhaltung ist entspannt.

Inzwischen kann ich mich ungezwungen durch die Wohnung bewegen und es gibt auch für den Rest meines Besuches keine Attacke auf mich. Allerdings schon auf die Nachbarin, die unverhofft passend zu Besuch kommt. Da kann Frauchen gleich nochmal üben und der Hund wählt die selbe Lösung.

An diesem Beispiel wird die Sache mit der manipulationsfreien Kommunikation deutlich.

Ziel ist hier nicht, dass der Hund in seinem Korb liegt. Er hätte auch eine ganz andere Lösung anbieten können. Ziel ist:

Jeder darf sich frei in der Wohnung bewegen, ohne belästigt oder verletzt zu werden. Frauchen übernimmt den Schutz des Besuches und des Hundes, indem sie einfach immer wieder splittet, ganz entspannt. Sie stellt sich ihrem Verbündeten, Hund 2, an die Seite und setzt damit deutliche Signale. Hund 1 beginnt zu überlegen, bietet eine Lösung an und stellt fest, dass er nun entspannen kann.

In dieser ganzen Sequenz gab es keine einzige Maßregelung, keine einzige Anweisung an die Hunde, kein einziges Leckerchen, nichts. Wir haben nur die eigene Position geklärt. Der Hund hat seine Lösung alleine gefunden.

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Das nenne ich manipulationsfreie Kommunikation. Jeder Hund ist strebt eine für ihn angenehme Lösung an. Wir geben ihm die Möglichkeit, diese selbst zu finden und gestehen ihm seinen eigenen Lösungsweg zu. Wir geben nur den Rahmen durch die  innere Klarheit unserer eigenen Grenzen vor. Das ist die eigentliche Arbeit.

Zum Schluss noch eine Mahnung zur Vorsicht. Es ist nicht sinnvoll, einfach den geschilderten Ablauf “nach zu kochen“. Sinnvoller ist, in einfachen Situationen mit dieser anderen Art der Kommunikation zu beginnen, so lange alle Beteiligten noch gar keine Übung haben.  Das will sich bei allen entwickeln dürfen. Ein neutraler Blick von außen hilft.

Manipulationsfreie Kommunikation ist keine Erziehungsmethode. Es ist eine Umgangsform, die für Hunde untereinander vollkommen selbstverständlich ist. Hunde, die es gewohnt sind im Alltag Lösungen finden zu dürfen, werden dies auch in schwierigen Situationen besser können. Es geht um Beziehungsentwicklung zwischen den Menschen und ihren Hunden und das ist einfach individuell.

Tastet euch langsam ran….

Erklärung: Erklärung zur Änderung eines Satzes des Artikels manipulationsfreie Kommunikation